
Die Geschichte der Sauna
Die Sauna ist für viele untrennbar mit Finnland verbunden. Aber wusstest du, dass die Finnen nicht die Erfinder der Saunakultur sind? In diesem Artikel erfährst du, wo die Sauna wirklich herkommt, warum sie so besonders ist und du erfährst welchen Anteil die Finnen an der Kultivierung der Sauna tragen und zurecht eng mit ihr verknüpft werden.
Der Beginn der Sauna - Schwitzen in der Steinzeit

Die Geschichte der Sauna reicht weit in die Anfänge der Menschheit zurück. Und nein, nicht die Finnen selbst haben die Sauna erfunden. Bereits in der Steinzeit in Ostasien genossen unsere Vorfahren das Schwitzbad. Durch das Erhitzen von Steinen in kleinen Höhlen, Löchern in der Erde oder Zelten, wurde eine hohe Temperatur erzeugt. Diese Steine wurden mit Wasser überschüttet, ähnlich wie ein Aufguss. Das Schwitzbad diente in der Steinzeit vermutlich eher der Reinigung als der Entspannung. Mit zunehmender Spiritualität entwickelten sich die Hygienestätten auch zu Orten, an denen böse Geister vertrieben werden sollten. Ähnliche Schwitzrituale sind auch in anderen alten Kulturen belegt, etwa bei den indigenen Völkern Nord- und Südamerikas (z. B. Temazcal und Inipi), im arabischen Raum (Hammam) und bei den Skythen, einem Reitervolk im antiken Kaukasus, das Drogen wie Opium zur rituellen Dampferzeugung verwendete.
Das Saunieren verbreitet sich über den Erdball

Von Ostasien aus verbreitete sich diese Ursprungsform der Sauna in den Osten über den damals noch vorhandenen Landweg, der Beringstraße, nach Amerika. Auf der westlichen Seite wurden die Anfänge des Saunierens bis über den Mittelmeerraum hinweg getragen. Die alten Römer besuchten solche Schwitzbäder nicht mehr nur aufgrund der Hygiene. Es ging viel mehr um Unterhaltung, Gesellschaft und Entspannung. Im alten Rom wurden große Thermenkomplexe erbaut, die neben Schwitzbädern auch andere Wellness-, Körperpflege-, Sport-, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen zu bieten hatten. Die Besonderheit ist hier das Dampfbad, auch Caldarium genannt, bei der die Luftfeuchtigkeit bis zu 100% erreichen kann, dafür ist die Temperatur geringer.
Weitere Kulturen entdecken das heilsame Schwitzen
Auch die indigenen Völker im nördlichen Polargebiet wussten Dampfbäder zu schätzen, ebenso wie die Einwohner Mexikos, Japans, Irlands und Russlands. Die Merowinger, ein Königsgeschlecht der Franken zur Zeit des 5. – 8. Jahrhunderts erbauten die älteste Sauna, die der heutigen Konstruktion am nächsten kommt. Hier wurden bereits Holzstufen aufsteigend angeordnet und ein Ofen zur Erhitzung verwendet.
Rauchsauna als zentrale bauform

Eine besondere Rolle in der Saunageschichte nimmt die sogenannte Rauchsauna ein. Diese Bauform war vor allem in Finnland und Estland bis ins 20. Jahrhundert hinein verbreitet. Es handelt sich dabei um einfache Holzhütten ohne Schornstein, in denen über viele Stunden hinweg Holz verbrannt wurde, um Steine zu erhitzen. Der entstehende Rauch wurde vor dem Saunagang abgelassen – zurück blieb eine intensive Hitze und ein charakteristischer Rauchgeruch.
In Estland ist diese Tradition besonders tief verwurzelt. Schon im 13. Jahrhundert tauchen erste schriftliche Hinweise auf Rauchsaunen auf. In Südostestland wird sie bis heute als „wahre“ Sauna verehrt. Die UNESCO hat die estnische Rauchsaunakultur 2014 sogar zum immateriellen Kulturerbe erklärt. Auch in Finnland ist die Rauchsauna Teil der kulturellen Identität geblieben.
sauna rückzug und wiederbelebung Entwicklungen im 20. Jahrhundert
Zwischen dem 18. – 19. Jahrhundert verschwand die Sauna zeitweise von der Bildfläche. Zum einen breiteten sich aufgrund eines mangelndem Hygienebewusstseins Krankheiten aus, zum anderen galt das Saunieren nicht als vereinbar mit der damaligen religiösen Einstellung zu Nacktheit und Schamgefühl.
Ab dem 20. Jahrhundert revolutionierte der technische Fortschritt das Saunawesen. In Finnland ersetzten Gas- und Elektroöfen die langwierige Rauchsauna. Die ersten durchgehend beheizten Öfen entstanden, wodurch gleichmäßige Temperaturen möglich wurden. Dies ermöglichte das Saunieren im urbanen Alltag – selbst in Mehrfamilienhäusern wurden private Saunen üblich. Damit verlagerte sich das Saunaerlebnis von einem rituellen Akt hin zu einem alltäglichen Wellnessritual .
finnland
In der Geschichte der Sauna sind die Finnen natürlich trotzdem nicht unwichtig. Vor etwa 2000 Jahren brachten die Urform der Sauna aus Ostasien, ihrer damaligen Heimat, ins heutige Finnland. Hier kultivierten sie das Saunabaden so stark, dass nun jeder das Saunieren mit Finnland verbindet. Als ein Land mit bekannterweise niedrigen Temperaturen erhitzten die nach Wärme suchenden Finnen ihre Häuser mit einem Feuer aus Holz und Steinen, das die ganze Nacht Wärme ausstrahlte. Die daraus entstandenen Saunen stehen heute noch vorzugsweise an einem Ort nahe eines Gewässers oder Schnees, um sich nach dem Saunieren abzukühlen.

In Finnland war die Sauna nicht nur ein Ort der Reinigung, sondern über Jahrhunderte hinweg der zentrale Lebensmittelpunkt. Besonders auf dem Land wurde die Sauna einmal wöchentlich – meist samstags – als Badestube genutzt. Doch ihre Bedeutung ging weit darüber hinaus: In ihr wurde geboren, geheilt, gefeiert und getrauert. Die hygienischen Bedingungen und die Möglichkeit, Wärme zu erzeugen, machten sie zu einem idealen Ort für Hausgeburten bis ins 20. Jahrhundert hinein. Auch Verstorbene wurden dort rituell gewaschen. Die Sauna war somit ein Ort, an dem Leben begann und endete.
Der Alltag in früheren Jahrhunderten war von Naturverbundenheit und Spiritualität geprägt. In Finnland glaubte man, dass zur dunklen Jahreszeit – besonders zwischen Ende Oktober und Anfang November – die Grenzen zur Geisterwelt durchlässiger seien. Daher wurden nach dem Saunagang Speisen und Wärme für Geisterwesen zurückgelassen, und Menschen zogen sich freiwillig zurück. Noch heute existieren diese Erzählungen in der Folklore.
Die Sauna erreicht Deutschland

Ihren Weg nach Deutschland fand die finnische Sauna durch mehrere Kanäle. Besonders prägend war das Jahr 1924, als finnische Sportler ihre eigene Sauna zu den Olympischen Winterspielen in Frankreich mitbrachten – ein symbolischer Export. Später waren es deutsche Soldaten, die während des Zweiten Weltkriegs an der Ostfront mit der Sauna in Kontakt kamen und das Konzept nach Hause brachten. In der Nachkriegszeit entstanden die ersten öffentlichen Saunen in Deutschland. Finnische Sportler baten bei den Olympischen Spielen 1963 um eine kleine Sauna, wodurch das Saunieren in Europa Berühmtheit erlangte. Heimkehrende Soldaten eröffneten die ersten öffentlichen Saunen in Deutschland, nachdem sie an der Ostfront während des Zweiten Weltkrieges mit dieser Praxis in Berührung kamen.
TLDR
Die Sauna hat eine erstaunliche Reise hinter sich – von der steinzeitlichen Schwitzhütte über römische Thermen und finnische Rauchsaunen bis zur modernen Wellnessoase. Sie war Reinigungsstätte, Geburtsraum, spiritueller Ort, politischer Treffpunkt und Exportschlager zugleich. Und trotz aller technischen Neuerungen und globaler Verbreitung bleibt sie vor allem eines: Ein Ort des Innehaltens, der Wärme und des menschlichen Miteinanders.